Wer im Glashaus sitzt

Das Projekt „Wer im Glashaus sitzt“ ist eine Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Es war mir klar, wenn ich Pflanzen aus den Gewächshäusern male, dann werden sehr einzigartige Bilder entstehen. Das hat mich gereizt. Es sind keine typische Pflanzen-,   Landschaft- oder Gartenbilder. Es besteht ein überraschender Kontrast zwischen den zarten Blüten und den technischen Elementen der Gewächshäuser, wie Glas, verrostetes Eisen, Röhren. Alles drängt sich auf dem engsten Raum und trotzdem bleibt es auf eine gewisse Weise poetisch.

Diese Bilder sind wie Porträts von sonderbaren, manchmal skurrilen, manchmal exotischen und schönen Persönlichkeiten. Die Pflanzen aus den Gewächshäusern sind Fremde bei uns. Ihre Züge sind uns unvertraut. Viele kennen wir schon lange: Kaffee, Ingwer, Baumwolle… und wir sind ihnen trotzdem noch nie auf Augenhöhe begegnet. Sie sind empfindlich, ihre Überlebensstrategien nutzen ihnen hier nichts, sie können nur im Glashaus überleben. Trotzdem fühlen sie sich bei uns wohl. Manche werden über hundert Jahre alt. Manchmal sind sie in ihrem Heimatland schon ausgestorben, wie die kleinste Seerose der Welt aus Guatemala.

Es hat mir Freude bereitet, diese Gestalten kennenzulernen und sie zu porträtieren.

Julia Belot

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